Der Chiemsee ist ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel in Bayern. Aufgrund seiner Größe wird er auch „Bayerisches Meer“ genannt. Mit einer Fläche von 79,9 km² ist er der größte See in Bayern und nach dem Bodensee der zweitgrößte See in Deutschland.
Im Chiemsee befinden sich drei Inseln. Zwei davon kann man besichtigen, die Fraueninsel und die Herreninsel. Was es mit der dritten Insel, der Krautinsel, auf sich hat, erzähle ich Dir später im Text. In Prien am Hafen legen regelmäßig Boote ab, die die Chiemsee Inseln ansteuern. Die Überfahrt dauert nur etwa 15-20 Minuten.
Idylle auf der Fraueninsel
Kaum sind wir auf der Fraueninsel im Chiemsee angekommen, spüre ich es direkt: Hier ticken die Uhren anders. Eine angenehme Ruhe empfängt uns, obwohl sich auf der Insel viele Touristen tummeln. Hier gibt es keine Autos, keinen Lärm. Etwa 300 Menschen wohnen hier. Sie haben ihre Autos auf dem Festland. Man spürt die Ruhe, man saugt sie förmlich auf. Das Wort Entschleunigung kommt mir in den Sinn, wenn ich an die Fraueninsel zurückdenke.
Die Fraueninsel vom Boot aus
Direkt vor uns erhebt sich die Benediktinerinnen-Abtei Frauenwöhrt mit dem Marienmünster im Hintergrund. Ich stehe staunend vor dem Klostergarten von erheblichen Ausmaßen. Ein buntes Blumenmeer erstreckt sich vor mir. Es wirkt verwunschen und ist auf altertümliche Art und Weise angelegt. Lediglich kleine Wege sind zwischen den Blumen sichtbar. Ansonsten wirkt der Garten, als würden die Pflanzen sich ihre Wege selbst bahnen. Es sieht wunderschön aus.
Der Klostergarten
Bayerische Idylle auf der Fraueninsel
Die Fraueninsel ist ca. 15 Hektar groß. Man hat sie schnell während eines Spaziergangs umrundet. Aber tatsächlich dauert es bei uns relativ lange. Wir lassen uns Zeit und genießen die Idylle. Ich mag die typisch bayerischen blumenumrankten Häuser.
[ Dahliengarten auf der Fraueninsel
Überall auf der Insel befinden sich kleine Buchten und Strandabschnitte. Im Sommer kann man hier bestimmt herrlich baden und die Sonne genießen. Ich könnte mir durchaus vorstellen einige Tage auf der Insel zu verbringen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Diesmal sind wir leider nur für einen Tag da.
Wir wandern zur höchsten Erhebung der Insel, wo sich ein Lindenhain befindet. Einer der Bäume ist über 1000 Jahre alt. Sein Stamm hat einen gigantischen Umfang und die Spitze ragt bis weit in den Himmel hinein. Vor einigen Jahren hat eine auf der Fraueninsel lebende Familie eine neue Linde gepflanzt und sie ihrem neugeborenen Sohn gewidmet. Diese steht jetzt ganz in der Nähe des 1000-jährigen Kolosses.
Ca. 1000 Jahre alte Linde auf dem höchsten Punkt der Fraueninsel
Doch wie lebt es sich eigentlich in Frauenchiemsee? Eine Schule gibt es nicht.
Die Kinder fahren morgens mit der Fähre ans Festland und nachmittags wieder zurück. Auch die Autos bleiben auf dem Festland. Stattdessen haben viele Bewohner der Fraueninsel einen eigenen Bootsanlegeplatz direkt vorm Haus. Mit ihren eigenen Booten sind sie flexibel und können zwischen Festland und Insel verkehren so oft sie wollen. Dies ist auch notwendig, denn Einkäufe und fast alle Erledigungen, die sonst noch anfallen, müssen auf dem Festland stattfinden.
Die Fraueninsel ist heute die kleinste Künstlerkolonie Europas. Hier leben Wirtsleute, Fischer und sogar ein Brauer. Ein alteingesessener Handwerksbetrieb in Frauenchiemsee ist die Töpferei Klampfleuthner. Sie wurde 1609 gegründet und ist seit 1723 in Besitz der Familie Klampfleuthner. Neben klassischen Töpferwaren, werden unter anderem auch Dekorationsartikel und Kachelöfen hergestellt, die bis weit über die Grenzen des Chiemgaus hinaus berühmt sind.
Werkstatt der alteingesessenen Töpferei Klampfleuthner
Terrasse der Töpferei Klampfleuthner. Wer möchte sich in dieser Idylle nicht zu der Katze setzen?
Prunk auf der Herreninsel
Wir nehmen Abschied von Frauenchiemsee und steuern nun mit dem Boot die Herreninsel an. Mit 238 Hektar ist sie die größte Insel im Chiemsee und ebenso wie die Fraueninsel autofrei. Ständige Bewohner hat die Herreninsel nicht. Stattdessen beherbergt die Insel eins der bekanntesten Schlösser Bayerns: Das Schloss Herrenchiemsee.
1873 kaufte König Ludwig II. die Herreninsel und ließ von 1878 bis 1885 das Schloss nach Vorbild von Versailles erbauen. Leider wurde das Schloss zu seinen Lebzeiten nicht mehr fertiggestellt. Er bewohnte es nur wenige Tage, bis er tot im Starnberger See aufgefunden wurde.
Wir machen eine Führung durch das Innere des Schlosses. Leider ist fotografieren verboten, denn was man dort zu sehen bekommt, hätte ich gerne fotografisch festgehalten. Der Prunk ist kaum in Worte zu fassen. Goldene Räume mit barocken Malereien, gigantischen Kronleuchtern und wertvollem Mobiliar reihen sich aneinander. Besonders spektakulär: Der Spiegelsaal, der sich durch die komplette Breite der Vorderansicht des Schlosses zieht und mit unzähligen Wandspiegeln und Deckenlüstern ausgestattet ist.
Schloss Herrenchiemsee in seiner ganzen Pracht
Auf der Herreninsel baute Ludwig II sein Schloss nach dem Abbild von Versailles
Ludwig II. hatte übrigens eine Vorliebe für herrschaftliche und prunkvolle Schlösser. Schloss Herrenchiemsee war nicht sein einziges Bauwerk. Er baute auch Schloss Neuschwanstein im Allgäu und Schloss Linderhof in den Ammergauer Alpen.
Einen guten Fußmarsch von Schloss Herrenchiemsee entfernt befindet sich das Alte Schloss Herrenchiemsee, das heute ein Museum beherbergt und ein ehemaliges Klostergebäude ist. Während der Bauphase von Schloss Herrenchiemsee wohnte König Ludwig II. in einer, zumindest für einen König, relativ bescheidenen Wohnung im Fürstentrakt. Im Alten Schloss Herrenchiemsee befindet sich zudem der prunkvolle Kaisersaal.
In dieser bescheidenen Wohnung residierte König Ludwig II während Schloss Herrenchiemsee gebaut wurde
Prunkvoller Kaisersaal im Alten Schloss Herrenchiemsee
Die Herreninsel und die Fraueninsel könnten unterschiedlicher also nicht sein. Beide haben sie auf ihre Art und Weise eine Menge zu bieten. Während die Fraueninsel durch Idylle und Ruhe punktet, fasziniert die Herreninsel durch ihre weitläufigen Wälder und Gartenanlagen sowie nicht zuletzt durch den Prunk von Schloss Herrenchiemsee. Doch was hat es nun mit der dritten Insel, der Krautinsel, auf sich?
Die Krautinsel liegt genau zwischen der Frauen- und der Herreninsel. Mit einer Fläche von nur 3,5 Hektar ist sie die kleinste der drei Inseln und wird auch nicht von den Schiffen angesteuert. Früher wurden auf der Krautinsel Kräuter und Gewürze angebaut. Heute lassen Bauern dort ihr Vieh grasen. Ein Besuch ist leider nicht möglich.
*Mein Aufenthalt auf den Chiemsee Inseln wurde von Prien Tourismus ermöglicht. Meine Meinung bleibt davon natürlich unberührt.
Hast Du schon die Chiemsee Inseln besucht? Erzähle es mir in einem Kommentar!
Genuss Touren says
Vielen Dank für die schönen Erinnerungen, die Du geweckt hast!
Ich liebe den Chiemsee! Schön finde ich es auf den Inseln auch in der Nebensaison, wenn nicht mehr so viel los ist. Vor allem im Winter ist es besonders stimmungsvoll dort: an zwei der Adventswochen gibt es auf der Fraueninsel einen Weihnachtsmarkt.
Viele Grüße
Daniela
Sabine says
Hallo Daniela,
danke für den Tipp. Weihnachtsmarkt auf der Fraueninsel stelle ich mir sehr schön vor :-).
Viele Grüße,
Sabine