In den Herbstferien verschlug es uns für einen Kurztrip nach Quedlinburg. Die Stadt ist für ihre pittoresken Fachwerkbauten bekannt, die es in dieser Masse wohl in keiner anderen deutschen Stadt gibt. Auch in Bezug auf die Hexenverfolgung des Mittelalters gibt es einiges zu entdecken. Ein Kurztrip nach Quedlinburg ist somit eine Reise in die Vergangenheit. Und das Beste? Quedlinburg liegt mitten im Harz. Du kannst bei Deinem Besuch also Kultur, Geschichte und die wunderschöne Landschaft im Harz verbinden.
Was gibt es bei einem Kurztrip nach Quedlinburg zu sehen?
Quedlinburg ist eine sehr alte Stadt, die mit einer über 1000-jährigen Geschichte aufwartet. Charakteristisch für das Stadtbild sind die zahlreichen Fachwerkhäuser, von denen es fast 2000 Stück gibt. Einige sind über 600 Jahre alt und heute noch erhalten. Dass die Stadt etwas ganz Besonderes ist, hat auch UNESCO erkannt und Quedlinburg 1994 zum Weltkulturerbe ernannt. Am besten lässt Du Dich bei Deinem Besuch einfach durch die Gassen treiben und begibst Dich ganz zwanglos und ohne Stress auf Entdeckungstour. Hier verrate ich Dir einige Sehenswürdigkeiten und Tipps für Deinen Kurztrip nach Quedlinburg.
Marktplatz und Rathaus
Der Marktplatz ist das Herz der historischen Altstadt in Quedlinburg. Viele pittoreske Fachwerkhäuser, Restaurants, Cafés und kleine Geschäfte laden hier zum Verweilen ein. Ein Blickfang ist das blumenbewachsene und im Stil der Gotik erbaute Rathaus, dessen erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1310 zurückgeht. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist eines der ältesten Rathäuser in Mitteldeutschland. Der Marktplatz ist mit seiner historischen Kulisse im Winter Schauplatz des Quedlinburger Weihnachtsmarktes und im Sommer ein beliebter Ort, um sich einfach mal in einem der vielen Cafés oder Restaurants niederzulassen und das bunte Treiben zu beobachten.
Stiftskirche St. Servatius & Schloss Quedlinburg
Die Stiftskirche St. Servatius liegt oben auf dem Schlossberg und ist, gemeinsam mit dem Schloss, das Wahrzeichen von Quedlinburg. Die Kirche wurde zwischen 1070 und 1129 erbaut, jedoch gab es schon Vorgängerbauten. So wurde Heinrich I. in der dort stehenden Kapelle bestattet und seine Gemahlin Mathilde gründete im Jahr 936 einen hochadeligen Damenstift an eben dieser Stelle. Die Stiftskirche beherbergt heute den Quedlinburger Domschatz, der einst dem Damenstift gehörte. Während des zweiten Weltkrieges wurde Quedlinburg von den Amerikanern besetzt und ein Teil des Domschatzes entwendet und in die USA geschickt. Erst nach zahlreichen Gerichtsprozessen wurde der Schatz 1992 wieder an Deutschland zurückgegeben. Heute kann er in den Nebenräumen der Kirche besichtigt werden. Das ursprüngliche Schloss entstand etwa im 10. Jahrhundert, als Heinrich I. König war. Im 16. Jahrhundert wurde es schließlich im Renaissance-Stil umgebaut und ist in dieser Form erhalten geblieben. Heute beherbergt es das Schlossmuseum.
Finkenherd & Schlossberg
Der Finkenherd liegt direkt am Fuße des Schlossberges und der darauf thronenden Stiftskirche. Einst soll Heinrich der I. 919 am Finkenherd erfahren haben, dass er der neue deutsche König wird. Es handelt sich um einen Platz bzw. einen kleinen Straßenlauf voller denkmalgeschützter Fachwerkhäuser mit hübschen Läden, Cafés und Restaurants. Unter anderem befindet sich direkt auf dem Platz das Klopstockhaus, welches der Geburtsort des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock ist und heute als Museum genutzt wird.
Münzenberg
Münzenberg ist ein Quedlinburger Viertel auf dem gleichnamigen Berg. Seine Besiedelung liegt über 1000 Jahre zurück und hängt mit dem dem Bau der Klosterkirche St. Marien zusammen. Ab etwa 1580 siedelten sich Handwerker, Künstler und einfache Leute auf dem Münzenberg an. Sie bauten kleine, urige und meist zweistöckige Fachwerkhäuser, die bis heute – aufgrund von aufwendigen Restaurierungen und Sanierungen – erhalten geblieben sind. Ein Aufstieg auf den Münzenberg lohnt sich sehr. Der Charme der bunten und liebevoll hergerichteten Häuschen und der kleinen Gassen ist wirklich sehenswert. Außerdem kann man dort oben eine schöne Aussicht auf die Quedlinburger Altstadt und das Harzer Umland genießen.
Fachwerkmuseum Ständerbau
Das Fachwerkmuseum Ständerbau ist in einem zweistöckigen Haus aus dem Jahr 1310 untergebracht. Es handelt sich dabei um eins der ältesten Fachwerkhäuser in Deutschland. Bis 1965 war es sogar bewohnt. Mit der Zeit wurde es natürlich mehrfach erneuert und renoviert, jedoch ist ein großer Teil des ursprünglichen Fachwerkgerüstes erhalten geblieben. Im Museum wird über die Fachwerkbaukunst und über die Geschichte der Stadt Quedlinburg informiert.
Hier findest Du Informationen zu den Öffnungszeiten und Preisen.
Schreckensturm
Der Schreckensturm ist ein alter Wehrturm und war einst Teil der Stadtbefestigung von Quedlinburg. Im unteren Geschoss befanden sich einst ein Gefängnis und Verlies. Unter anderem sollen dort, wie auch im Keller des Rathauses, Hexen gefoltert worden sein. Auch heute hängt Quedlinburg noch ein wenig das Stigma der Hexenverbrennungshochburg nach. Berichte über eine Massenhinrichtung von 133 sogenannten Hexen im Jahr 1589 haben sich jedoch als falsch erwiesen. Nichtsdestotrotz gibt es Akten, die belegen, dass dennoch mindestens 40 „Hexen“ während der Hexenverfolgungszeit in Quedlinburg umgekommen sind.
Natur im Harz erleben bei einem Kurztrip nach Quedlinburg
Quedlinburg ist durch seine Lage im Harz prädestiniert für schöne Ausflüge in die Natur.
- Nur etwa 10 Kilometer entfernt liegt die kleine Stadt Thale. Von dort aus kann man schöne Wanderungen durch das Bodetal unternehmen, welches stellenweise mit dramatischen Schluchten aufwartet und deshalb als Grand Canyon Deutschlands gilt.
- Von Thale aus fährt außerdem eine Gondel zum Hexentanzplatz. Für Familien mit Kindern sicherlich ein Erlebnis, denn es gibt einen Tierpark, eine Rodelbahn, viele Restaurants und Buden. Der Ausblick auf das Bodetal und die gegenüberliegende Rosstrappe sind beeindruckend. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass das Flair da oben etwas an „Kirmes“ erinnert.
- Deutlich schöner fand ich es dahingegen auf der Rosstrappe. Vom Tal geht man entweder zu Fuß oder nimmt den Sessellift auf den Felsen. Oben angekommen bietet sich von der Aussichtsterrasse ein schöner Ausblick auf den Hexentanzplatz, das Bodetal und den Harz.
- Die Rappbodetalsperre ist von Quedlinburg in etwa einer halben Stunde zu erreichen. Vor Ort gibt es viele Wandermöglichkeiten, alternativ kannst du aber auch einfach über die Titan RT Hängeseilbrücke spazieren und die Ausblicke ins Tal genießen.
- Wer bei seinem Kurztrip nach Quedlinburg noch ein bisschen mehr Zeit mitbringt, dem kann ich zudem einen Ausflug zum Brocken empfehlen, der mit 1141 Metern der höchste Berg in Norddeutschland und natürlich ein Wanderparadies ist.
- Du bist im Winter im Harz? Dann empfehle ich Dir Rodeln auf dem Wurmberg. Der mit 971 Metern höchste Berg Niedersachsens ist im Winter ein Riesenspaß für alle, die es lieben auf dem Schlitten die Piste runterzuflitzen.
Was sind Deine Tipps für einen Kurztrip nach Quedlinburg? Verrate sie mir in einem Kommentar!
marc | phototraveler.ch says
Wow, wunderschöne Fotos von einer tollen Altstadt – kommt gleich auf meine Bucketlist! :-)
Vielen lieben Dank für den Artikel!
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Marc