Frisch zurück aus Marrakesch, sind wir immer noch ganz berauscht von den Eindrücken, die dort auf uns niederprasselten. Der erste Besuch in einem Land ist immer spannend. Wenn es dann ein Land wie Marokko und eine eindrucksvolle Stadt wie Marrakesch ist, ist der Zauber schon quasi vorprogrammiert. Doch wie ist es eigentlich Marrakesch mit Kind zu entdecken? Von diesem Erlebnis möchte ich Dir heute erzählen.
Marrakesch mit Kind
Marrakesch ist verrückt. Anders kann man es einfach nicht sagen. Marrakesch verzaubert Deine Sinne vom ersten Moment an. Das sind meine Eindrücke, als Erwachsene. Dass Kinder diese Welt noch viel intensiver und bunter wahrnehmen, verwundert wohl kaum.
Marrakesch ist kein klassisches Reiseziel für Familien mit Kindern. Die engen Gassen der Medina, dichtes Menschengedränge, unebende Straßenbeläge und vorbeiknatternde Mopeds sind nicht unbedingt das, was man sich mit Kleinkind an der Hand wünscht. Etwas größere Kinder kommen in Marrakesch jedoch durchaus auf Ihre Kosten. Mein Sohn ist acht Jahre alt und konnte von der Reise viele faszinierende Eindrücke mitnehmen. Zwar musste auch er damit vorliebnehmen, dass ich ihn meist an der Hand hielt, das war aber schlicht und ergreifend damit zu begründen, dass ich ihn in der Menge nicht verlieren wollte. Für einen Achtjährigen ist das natürlich ziemlich uncool, aber er war dennoch recht einsichtig.
Verrücktes Treiben auf dem Djemaa el Fna
Ein Besuch auf dem berühmten Djemaa el Fna ist Pflicht, wenn man in Marrakesch mit Kind (auch alleine) unterwegs ist. Wer 1001 Nacht erleben möchte, ist dort genau richtig. Für Kinder gibt es eine Menge zu sehen, zu hören und zu staunen. Auf dem ganzen Platz ist ein eindringliches Trommeln und Flöten zu hören. Dieses kommt von den Schlangenbeschwörern, die meist eine große Menschenmenge um sich drapiert haben. Während einige der Schlangebeschwörer flöten und die Schlangen tanzen lassen, laufen andere herum und sammeln Geld von den Zauschauern. Man kann sich auch mit einer Schlange um den Hals fotografieren lassen. Kostenpunkt? 200-300 Dirham werden auf gut Glück verlangt (ca. 20-30 Euro). Bezahlen sollte man höchstens 20-30 Dirham (2-3 Euro).
Ach ja, Marokkaner halten deutsche Touristen für stinkreich. Das hab ich mir übrigens nicht ausgedacht, sondern von meinem Riad-Manager erfahren. „Deutsche zahlen mehr“ ist gängige Praxis unter Marrakeschs Verkäufern. Da wird gerne auf den eigentlichen Preis noch ein saftiger Aufschlag erhoben. Es macht also Sinn sich vorher über die Preise zu informieren, die üblich sind. Sonst macht man als Tourist ja gerne mal den Depp (ohne es zu wissen, versteht sich), aber was nicht sein muss, muss nicht sein.
Neben Schlangenbeschwörern und ihren sich schlängelnden Freunden findet man auf dem Djema el Fna auch dressierte Affen, Geschichtenerzähler, Zauberer und viele, viele Garküchen. „Ist das denn gesundheitlich unbedenklich?“ mag sich der eine oder andere fragen. Hm, meine Hand möchte ich dafür nicht ins Feuer legen, aber die ausgelegten Lebensmittel sehen wahnsinnig gut und frisch aus. Zudem habe ich nachgelesen, dass die Garküchen regelmäßig auf Hygiene kontrolliert werden. Wir haben mehrfach auf dem Djemaa el Fna gegessen und waren nicht nur von der Optik der Speisen, sondern auch vom Geschmack und vom Preis angetan. Man kann sich für wenige Euro sattessen. Kinder, die sich von lokalen Gerichten nicht locken lassen, bekommen auch Pommes und Co. Magenprobleme hatten wir übrigens keine.
Bunte Welt in den Souks
Ein Besuch auf dem Djemaa el Fna entfaltet erst seinen ganzen Zauber, wenn man dannach durch die Souks bummelt. Die kleinen Gassen rund um den Djemaa el Fna sind voller kleiner Shops. Die meisten Händler stellen einen Teil ihrer Waren draußen aus, sodass man auf einen Blick sieht, ob etwas dabei ist oder nicht. Die Souks sind ein Tempel der Versuchung. Vor allem für Kinder. Überall bunte und kräftige Farben. Es blitzt und glitzert. Die Verlockung ist groß. Das wissen die Verkäufer. Schnell ist man in ein Gespräch verwickelt, wird auf einen Tee eingeladen und dann mag man schon fast gar nicht mehr „Nein“ sagen. Aber es geht auch anders. Ein klares „Non“ im Vorbeigehen macht deutlich, dass kein Interesse besteht. In der Regel wird dies akzeptiert und man wird nicht weiter bedrängt. Hat man sich jedoch vorher unterhalten oder sein Interesse bekundet, ist es nicht ganz so einfach sich der Nummer zu entwinden. Manche Händler bezirzen gleich die Kinder und lassen die Eltern außen vor. Eine List, die natürlich aufgeht.
Die kleinen Gassen sind prädestiniert dafür, dass man sich in ihnen verläuft. Aber keine Angst, irgendwann findet man immer zurück zum Djemaa el Fna. Es macht einfach Spaß sich treiben und den Zauber auf sich wirken zu lassen. Für ein richtig authentisches Erlebnis möchte ich Dir die Übernachtung in einem Riad empfehlen. Dabei handelt es sich um typische Häuser in der Medina, die oftmals besonders liebevoll hergerichtet sind. In der Mitte befindet sich ein Innenhof, der Sitzgelegenheiten und machmal sogar einen kleinen Jacuzzi oder Pool bietet. Letzteres ist gerade für Kinder natürlich von äußerster Wichtigkeit. Viele Riads verfügen zudem über Dachterassen, wo man es sich bei gutem Wetter gut gehen lassen kann. Empfehlen kann ich Dir das Riad Al Mamoune. Es liegt direkt hinter den Souks, ist mit viel Liebe eingerichtet und hat einen Manager (Hussein), der ein Herz für Touristen hat und wahnsinnig hilfsbereit ist.
Was gibt es zu beachten?
Wenn Du keine Berührungsängste mit der islamischen Kultur hast, dann wirst Du an Marrakesch Deine helle Freude habe. Die Stadt ist so eindrucksvoll, bunt und quirlig, dass man sie einfach mögen muss. Als Tourist sollte man sich natürlich an gewisse Verhaltensregeln halten. So kleidet man sich als Frau angemessen. Dazu gehören bedeckte Schultern und Beine. Es versteht sich von selbst, dass man auch an heißen Tagen nicht zuviel Haut zeigt.
Des Weiteren kann ich Dir nur raten Dein Kind an die Hand zu nehmen. In dem Gewusel ist es sonst schnell verschwunden. Mein Tipp für den Fall der Fälle: Stecke Deinem Kind einen Zettel mit der Adresse Deines Riads und mit Deiner Telefonnummer in die Hosentasche. Meine größte Angst in Marrakesch war, dass ich meinen Sohn in den Souks verliere!
Taschendiebstahl ist in Marrakesch weit verbreitet, deshalb solltest Du Deine Wertsachen immer im Riad im Safe lassen und nur ein wenig Geld mitnehmen, wenn Du unterwegs bist. Trage Deine Tasche oder Deinen Rucksack vorne, am besten mit einer Hand drauf.
Ebenso solltest Du vorsichtig sein, wenn Dir ein einheimischer junger Mann den Weg zeigen möchte. Oftmals handelt es sich hierbei um einen Fake-Guide, der Dir zwar den Weg zeigt, dann aber eine hohe Summe von Dir als Entlohnung haben möchte. Oder noch schlimmer: Er führt Dich in irgendeine dunkle Gasse und bringt Dich nur gegen Bares wieder zurück. ABER: Natürlich kannst Du hier nicht alle über einen Kamm scheren. Dies sind Praktiken, die in Marrakesch verbreitet sind, deshalb solltest Du auf der Hut sein. Nichtsdestotrotz sind viele Marokkaner einfach nur hilfsbereit und erklären Dir gerne den Weg ohne dafür Geld zu erwarten.
Ich habe mich als soloreisende Frau mit Kind in Marrakesch zu keinem Zeitpunkt bedroht gefühlt. Ich wurde weder blöd angelabert, angemacht oder musste Fragen zu meinem Ehemann beantworten. Es ist eine andere Welt, die im ersten Moment vielleicht ein wenig bedrohlich wirkt, aber man findet sich sehr schnell sehr gut zurecht. Die Marokkaner sind sehr kinderfreundlich und waren immer wieder für ein Späßchen mit meinem Sohn gut. Ich war allerdings auch sehr vorsichtig und bin nicht nachts oder am frühen Morgen durch die dunklen Gassen der Medina gelaufen oder habe uns auf andere Art und Weise in Gefahr gebracht. Somit waren meine Erfahrungen in puncto „Marrakesch mit Kind“ durchaus positiv.
Wir findest Du noch weitere meiner Marokko-Artikel:
Ait Ben Haddou – Das wohl schönste Berberdorf in Marokko
Gerberviertel in Marrakesch – Sehenswert oder doch nur Abzocke?
Warst Du in Marrakesch mit Kind? Wie waren Deine Erfahrungen? Erzähle es mir in einem Kommentar!
Katrin says
Ich war zwar noch nie in Marokko, aber vor 4 Jahren mit Kleinkind (1,5 Jahre) in Tunesien und habe es sehr ähnlich erlebt … Vor allem mit den Preisen in der Medina …
Ich habe gefühlte 10 Stunden in der Medina verbracht und war bestimmt in jedem Hüttchen … Habe mir den Mund fusselig geredet und so viel Tee getrunken wie sonst in einer Woche nicht … Meine Tochter hat etliche völlig überteuerte Armbändern bekommen , aber wir hatten einen wunderbaren Tag. .. Ich liebe diese Stimmung und selbst wenn ich für ein Blecharmband das ein Tunesier für 50 Cent kauft, 4 € bezahle tut es mir nicht weh und der Verkäufer freut sich …. Ich habe mir abgewöhnt mich vorher über Preise zu informieren sonder bezahle was es mir wert ist und habe somit nie das Gefühl überteuert zu kaufen.
Sabine says
Hallo Katrin,
im Endeffekt kommt es darauf an, dass beide zufrieden sind. Ich freue mich, wenn ich das Gefühl habe ein Schnäppchen geschlagen zu haben und der Verkäufer freut sich, wenn er einen vernünftigen Preis eingenommen hat. Ich sehe es auch so, dass uns kein Zacken aus der Krone fällt, wenn wir mal ein paar Euro zu viel bezahlen und das ist sicherlich kein Grund sich zu ärgern. Vor allem wenn man bedenkt, wie arm die Leute tatsächlich im Gegensatz zu uns sind. Aber die Wucherpreise, die manchmal genannt werden, sind teilweise schon krass. Aber dann kann man sich ja ins Abenteuer „Handeln“ stürzen ;-)
Franzi says
Oh wie schön, da kommen gerade Erinnerungen hoch. Marrakesch gefällt mir soo gut!
Hätte mich liebend gerne mit dir getroffen, aber hatte leider vor und nach der Wüstentour viel weniger Zeit als erwartet. Aber lustig, dass wir genau zur gleichen Zeit dort waren.
Liebe Grüße
Franzi
Sabine says
Schade, aber wir sehen uns bestimmt auf der ITB :-)