Das jüdische Viertel ist heute eins der beliebtesten Stadteile in Budapest. Schöne und teils sogar verfallene Altbauten, schmale Gassen und urige Bars und Cafés prägen das Bild des Stadtteils. Vintage- und Shabby Chic ist hier an der Tagesordnung. Ein Paradies für Liebhaber von Nostalgie und Geschichte. Denn ja, das jüdische Viertel in Budapest, das auch Elisabethviertel genannt wird, hat auch einiges an Geschichte zu bieten.
Wir beginnen unseren mehrstündigen Spaziergang durch Erzsébetváros schon am frühen Vormittag. Am Vörösmarty Square treffen wir auf unseren Guide, der uns durch das Viertel führen und uns die Highlights zeigen wird. Unsere Führung ist eine „Free Walking Tour“. Sie kostet nichts. Wer mag, schließt sich einfach an. In einer kleinen und internationalen Gruppe von Touristen wandern wir durch die Innenstadt bis ins jüdische Viertel.
Schon lange vor dem Dritten Reich ließen sich die in Budapest wohnhaften Juden bevorzugt in Erzsébetváros nieder. Doch es kam immer wieder zu Hetzjagden, die ihren Höhepunkt erreichten, nachdem Ungarn sich im zweiten Weltkrieg auf die Seite Deutschlands gestellt hatte. Das Elisabethviertel wurde zum Ghetto, in dem tausende von Juden zusammengepfercht und ihres Hab und Guts enteignet, ihr Dasein fristen mussten.
Heute ist das Elisabethviertel eine Art „In-Viertel“. Jüdische Einflüsse sind hier allgegenwärtig, wie in ganz Budapest. Kein Wunder, schließlich leben auch heute noch 80.000 Juden in der Stadt. Das Viertel lockt Besucher zum einen durch seine Geschichte, zum anderen aber auch durch seinen Vintage-Charme und eine Café- und Restaurant-Kultur, die begeistert.
Das jüdische Viertel in Budapest – Die Große Synagoge
Die Große Synagoge von Budapest bietet Platz für 3.000 Menschen und ist eine der größten Synagogen der Welt. Sie wurde von 1854 bis 1859 im maurischen Stil erbaut, nachdem die jüdische Gemeinde in Pest zu wachsen begann und dementsprechend mehr Synagogen benötigte. Direkt neben der Synagoge befindet sich das Jüdische Museum. Einst stand an genau dieser Stelle das Geburtshaus von Theodor Herzl, der heute als Begründer des modernen Zionismus gilt. Besonders eindrucksvoll: Der „Baum des Lebens“. Dabei handelt es sich um ein Mahnmal aus Stahl, das die Größe und Form einer Trauerweide aufweist. Auf den Blättern des Baumes sind die Namen von mehr als 30.000 verstorbenen Juden eingraviert. Während wir vor dem Baum stehen, herrscht eine eigenartige Stimmung in der Gruppe. Eine Stimmung, die immer dann auftritt, wenn man mit dem Holocaust konfrontiert wird.
Das jüdische Viertel in Budapest – Streetart und Vintage-Charme
Ein Spaziergang durch die Straßen des jüdischen Viertels macht es schnell deutlich: Hier trifft man nicht nur auf Geschichte, sondern auch auf Streetart, Vintage-Gebäude, kleine Shops und viele Bars.
Einige Gebäude haben eine Renovierung bitter nötig, gleichen Ruinen, doch dafür fehlt das nötige Kleingeld. Man setzt auf Investoren, die die alten Gebäude abreißen und neue, schicke Häuser hochziehen oder aber aus den verfallenen Häusern Ruinen-Bars machen. Diese sind der letzte Schrei. Touristen lassen hier die Kassen klingeln, während sie in halb verfallenen Häusern stylish speisen und die neuesten In-Getränke konsumieren.
So seltsam es sich anhört, die Ruinen-Bars faszinieren vom ersten Moment an. Wenn Shabby Chic, abgenutzte Möbel und vollgekritzelte Wände plötzlich stylish sind, dann hat man alles richtig gemacht. Warum also abreißen? Warum renovieren? Und tatsächlich. Ich bin verliebt. Vom ersten Moment an möchte ich die Ruinen-Bars nicht mehr verlassen. Sie sind ein Tummelplatz für Entdecker und ich kann mich nicht sattsehen an den Details und all den Retro-Dingen, die ich irgendwie, irgendwo in meiner Kindheit schon einmal gesehen habe.
Lasse Dir das jüdische Viertel in Budapest keinesfalls entgehen. Es ist ein Viertel mit Geschichte und Atmosphäre. Es ist ein Viertel, das in Erinnerung bleibt.
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