Die Pyramiden von Gizeh hatten für mich immer etwas Mystisches und Abenteuerliches. Schon als Kind habe ich die alten Ägypterfilme verschlungen und war völlig fasziniert von dem Leben und der Welt der Pharaonen.
Dass früher oder später eine Reise nach Kairo folgen musste, war eigentlich schon immer klar. Allein schon bei dem Gedanken daran, bekam ich vor lauter Ehrfurcht eine Gänsehaut. Als es schließlich soweit ist, platze ich fast vor Neugier und sie ist immer noch da, die gute alte Ehrfurcht vor der Geschichte und dem Alter der Pyramiden.
Während ich mit dem Bus durch Kairo fahre, fällt mir als erstes auf, dass Kairo einer Baustelle gleicht. Auf den Dächern der Häuser befinden sich teilweise unvollständige Mauern, als wäre das Haus nicht fertiggestellt worden. Dieses Bild zieht sich durch die Stadt und ich frage mich, was es damit auf sich hat. Später erklärt mein Tourguide, dass auf den Dächern der Häuser Platz für nachkommende Generationen geschaffen wird. Familien stocken einfach auf, wenn zum Beispiel aufgrund einer Heirat neuer Wohnraum benötigt wird. Durch das stetige Bevölkerungswachstum platzt Kairo aus allen Nähten und Wohnraum ist knapp. Dies äußert sich unter anderem durch die Baustellen auf den Dächern. Doch das ist noch nicht alles. Statt Baustellen sieht man auf einigen Dächern das blühende Leben. Dort haben sich ganze Familien und Bedienstete einen Wohnraum geschaffen. Sie wissen sonst nicht wohin. Das ständige Wachstum Kairos und der damit einhergehende Platzmangel nimmt auch Einfluss auf die Pyramiden.
Während wir uns noch in Kairo selbst befinden, können wir sie schon sehen. Majestätisch erheben sie sich am Horizont. Doch allzu weit sind sie nicht entfernt, die Pyramiden. Tatsächlich scheinen sie fast greifbar, als wären sie ein Teil der Stadt. Nach nur wenigen Kilometern sind wir dort. Touristenbusse schlängeln sich die Pyramidenstraße entlang. Jeder, der Kairo besucht, möchte auch die Pyramiden sehen.
Die Pyramiden von Gizeh entstanden etwa 2620 bis 2500 vor Christus. Die größte und bekannteste Bauwerk ist die Cheops-Pyramide. Sie ist heute knapp 139 Meter hoch. Die Chephren-Pyramide ist mit 136,4 Metern nur etwas kleiner als die Cheops-Pyramide. Als dritte Pyramide im Bunde gilt die Mykerinos-Pyramide, die heute eine Höhe von 61 Metern aufweist. Ganz in der Nähe befindet sich das Grab der Königin Chentkaus I.. Es gilt als inoffizielle vierte Pyramide und sieht durch seine eigentümliche Bauweise wie eine unfertige Pyramide aus.
Mit einer Flasche Wasser bewaffnet, starte ich meinen Spaziergang rund um die Pyramiden herum. Es sind natürlich auch andere Touristen unterwegs, doch man kommt sich nicht ins Gehege, denn das Gelände ist groß. Während ich direkt vor der Cheops-Pyramide stehe und bis zur Spitze hochschaue, ist es wieder da. Das Gefühl. Die Ehrfurcht und Gänsehaut.
Ein Ägypter auf einem Kamel kommt herangeritten und bietet mir einen Ritt gegen Bares an. Ich möchte nicht und gehe weiter. Die Sonne macht mir zu schaffen. Es ist März. In Deutschland hat es vor einigen Tagen noch geschneit. Ich habe Angst einen Sonnenstich zu bekommen und setze mich in den Schatten der Pyramide. Eigentlich möchte ich nur Pause machen und der Sonne ein wenig entkommen. Doch die Souvenir-Verkäufer sind hier besonders hartnäckig. Ich vermeide Blickkontakt und nehme auch nichts in die Hand. Dies könnte als Kaufabsicht gewertet werden und ich mich letztendlich in einer unangenehmen Diskussion wiederfinden. Prompt steht ein Verkäufer vor mir und wirft mir eine kleine Plastikpyramide zu, die ich reflexartig auffange. Ich möchte sie ihm wiedergeben, doch er nimmt sie nicht. Er möchte, dass ich sie bezahle. Ich stelle sie auf den Boden und gehe einfach fort. Der Verkäufer schimpft und ich habe ehrlich gesagt ein bisschen Angst, dass er mir hinterher kommt. Macht er gottseidank nicht und ich sehe zu, dass ich Land gewinne. Ich mache einen großen Bogen um die übrigen Verkäufer und sehe schließlich in weiter Ferne meinen Tourguide, den ich ansteuere. Die Sonne macht mich fertig und ich hoffe, hier an Ort und Stelle keinen Kreislaufkollaps zu bekommen.
Mein Guide fragt, ob ich in die Pyramide rein möchte. Die Gänge wären sehr klein und es wäre sehr stickig, aber natürlich hochinteressant. Ich hadere mit mir selbst. Natürlich möchte ich. Aber ich stehe offensichtlich kurz vor einer hitzebedingten Ohnmacht, deshalb sage ich ab. Mich jetzt durch einen Mini-Gang zu winden, würde mir vermutlich den Rest geben. Ich flüchte in unseren klimatisierten Bus und ärgere mich ein wenig über mein heutiges Problem mit der Hitze.
Die Sphinx
Direkt vor den Pyramiden von Gizeh befindet sich die berühmte Sphinx. Sie ist über 4.000 Jahre alt und leider kann man heute nicht genau sagen, was ihre ursprüngliche Funktion war. Es wird vermutet, dass sie die Pyramiden von Gizeh bewachen sollte.
An der Sphinx wimmelt es vor Touristen und ja, auch vor extrem aufdringlichen Verkäufern. Es fällt schwer ein Foto zu schießen, auf dem sich kein Tourist und kein Verkäufer tummelt, aber irgendwie schaffe ich es. Ich habe auch nicht wirklich geglaubt hier auf unbetretenen Pfaden zu wandeln. Die Sphinx mit den Pyramiden im Hintergrund verschafft mir wieder eine Gänsehaut. Das Gewusel und Geschubse um den besten Ausblick ist nicht wirklich romantisch und wer glaubt, hier mal während eines tollen Sonnenuntergangs in Ruhe seinen Gedanken nachhängen zu können, der irrt gewaltig. Aber man muss halt das Beste aus der Situation machen.
Während ich die Pyramiden und die Sphinx verlasse, muss ich feststellen, dass ich mir einen Teil der Mystik rund um die Pyramiden um Gizeh gerne erhalten hätte. Mit knipsenden Touristenmassen und der heranrückenden Millionenstadt Kairo im Hintergrund, ist dies kaum möglich. Aber ich trage ja selbst zu der Entmystifizierung bei. Ich frage mich, ob die Pyramiden irgendwann in der Zukunft ein Teil Kairos sein werden. Ob die Stadt ihr Gebiet weiter in die Richtung erweitern wird und die Pyramiden von Gizeh irgendwann von Wohnblöcken umringt sind.
Warst Du in Kairo und hast die Pyramiden besucht? Was war Dein Eindruck?
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Sarah Althaus says
Ich fand den Besuch bei den Pyramiden wundervoll. Ich stelle mir an solchen Orten dann auch immer die Frage: „Wer hat genau hier schon alles gestanden?“, „Was hat sich in den letzten paar Tausend Jahren hier alles abgespielt?“.
Die Verkäufer sind schon sehr hartnäckig, ich hatte aber keine Probleme mit ihnen. Mich belästigen sie nie so, keine Anung warum. Aber ich bin ja froh drum.
Manchmal hinterlässt ein Besuch an solchen weltbekannten Orten gemischte Gefühle, gerade wenn sie, wie du schreibst, dann zur Entmystifizierung beitragen. Vor allem in Kairo hoffe ich, dass Sorge getragen wird und sie die Stadt nicht noch näher heranwachsen lassen.
Jeremy says
Ich konnte mich der Faszination der Pyramiden auch nicht entziehen. Zwar war ich nur eine Nacht dort – hatte aber zum Glück im Mena-House eingecheckt, sodass ich die Pyramiden sowieso „vor dem Fenster“ hatte. Abends gab es auf dem Pyramiden-Plateau eine exklusive Veranstaltung und man konnte die illuminierten Pyramiden bestaunen. Leider war die Shinx schon „eingschlossen“, dadass ich diese nicht sehen konnte – der Flieger ging!
Sabine says
Hallo Jeremy,
ja, die Pyramiden sind wirklich ein MUSS, wenn man in Ägypten ist. Ich kann mich noch sehr gut an meine Gänsehaut erinnern.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Stefan says
Hallo Sabine,
in Ägypten war ich auch schon, aber die Pyramiden von Gizeh fehlen mir noch :-) Tja, mit der mystischen Stimmung ist es bei vielen Sehenswürdigkeiten eben so eine Sache. Genauso wie man selbst, möchten sich auch viele andere diese Orte ansehen, das ist dem Flair natürlich nicht föderlich, aber wohl nicht zu ändern.